Reliquiar des heiligen Maurus

Der Maurusschrein gilt als die ausserordentliche Sehenswürdigkeit der Goldschmiedekunst in der Tschechischen Republik. Er wurde sehr oft mit den tschechischen Krönungskleinodien verglichen. Seine Entdeckung im Jahre 1985 hält man für einen der grössten Funde des 20. Jahrhunderts in damaliger Tschechoslowakei. 

Der Maurusschrein gehört zu den sogenannten Haus- oder Tumbenreliquiaren. Er wurde verfetigt um die sterblichen Überreste von St. Johannes dem Täufer, St. Maurus und St. Timotheus aufzubewahren. Der Maurusschrein hat einen rechteckigen Grundriss von einer Grösse 140x42 Zentimeter und ist 65 Zentimeter hoch. Der ursprüngliche Schrein wurde durch einen Nussholzkern ersetzt. Die Ausschmückung besteht aus zwölf Reliefs, vierzehn Statuetten aus vergoldetem Silberblech, Edelsteinen und Halbedelsteinen, antiken Gemmen, Filigranen und Emails.

Der Maurusschrein wurde wahrscheinlich zwischen den Jahren 1225 und 1230 im belgischen Florennes im Auftrag der Benediktinerabtei hergestellt.

Die Abtei erhielt als Geschenk Überreste dieser Heiligen: Maurus, Johannes des Täufers, Timotheus und Apollinaris. Sie ließ für sie ein luxuriöser Behälter verfertigt - das Reliquiar des heiligen Maurus. Das Kloster wurde nach der Französischen Revolution aufgelöst. Der Maurusschrein wurde laut alten Urkunden in einer Sakristei der Pfarrkirche abgelegt. Im Jahre 1838 erwarb Herzog Alfred Beaufort-Spontin den beschädigten Maurusschrein, liess das Reliquiar auf seine eigenen Kosten reparieren und verlieh danach die Antiquität für eine Ausstellung nach Brüssel.

Im Jahre 1889 wurde der Maurusschrein von den Beauforts nach Bečov nad Teplou überführt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mussten die Beauforts die Tschechoslowakei verlassen, weil ihre adelige Familie zum faschistischen Regime Deutschlands loyal war. Wahrscheinlich unmittelbar vor der Flucht aus dem Lande versteckten die Familienmitglieder das Reliquiar unter dem Fussboden der gotischen Burgkapelle.

Für lange 40 Jahre blieb die wertvolle Antiquität in der Erde liegen...

Ein Geschäftsmann aus den Vereinigten Staaten besuchte das tschechoslowakische Konsulat in Wien und bot 250 000 USD für eine versteckte Antiquität. Die Kripo-Beamten nahmen an allen Verhandlungen mit dem amerikanischen Geschäftsmann teil und bemühten sich, aus seinen Andeutungen und Anspielungen auszukundschaften, wofür er sich interessieren könnte.

Mit grossen Hoffnungen nahmen die Kripo-Beamten am 4. November 1985 eine grundlegende und systematische Durchsuchung der gesamten Burg- und Schlossanlage Bečov vor.

In den Nachtstunden des nächsten Tages, d. h. am 5. November, entdeckten sie den Maurusschrein in der gotischen Burg unter dem Bretterfussboden der gotischen Burgkapelle der Maria Heimsuchung.

Der Maurusschrein wurde als das Denkmal von unschätzbarem Wert bewert und sein Export kam nicht in Frage.

Wegen der ungeeigneten Aufbewahrung in der feuchten Erde war der Maurusschrein in einem sehr schlechten Zustand. Systematische Restaurierungsarbeiten konnten erst nach einer komplizierten Auseinandersetzung zu den güterrechtlichen Beziehungen im Jahre 1991 beginnen. Die Restaurierung verlief unter der Aufsicht von zwei Fachkomissionen, wobei auch ausländische Fachleute konsultiert wurden, vor allem diejenigen aus Aachen und Köln am Rhein. Es war nötig, sich die vergessene mittelalterliche Goldschmiedekunst anzueignen und neue Restaurierungsmethoden zu entwicklen.

Das Restaurierung dauerte elf Jahre.

Das Reliquiar wurde zerlegt und gesäubert, die Edelsteinen wurden herausgenommen und gereinigt und die Reliefe wurden gesäubert und repariert. Es war nötig, einen neuen Kern herzustellen, weil der ursprüngliche Kern nicht mehr benutzt werden könnte. Der Maurusschrein war im Jahre 2002 komplet renoviert.

Sie finden mehr Informationen über dieses ausserordentlichen Denkmal an Webseiten Herrn Andrej Šumbera www.svatymaur.cz.